
Was ich über Online Dating gelernt habe
Dating fühlt sich manchmal an wie Poetry Slam trifft Improtheater. Du stehst auf der Bühne, öffnest dein Herz, spielst keine Rolle, bist einfach du. Und das Publikum klatscht sogar zumindest am Anfang. Nachrichten am frühen Morgen, ehrliche Worte, ein Lächeln, das hängen bleibt. Man denkt sich: Wow, diesmal könnte es wirklich passen.
Und dann Zack Vorhang zu. Stille. Kein Applaus mehr. Ghosting heißt das modern. Für mich fühlt es sich eher wie ein Zaubertrick an: Jetzt siehst du mich, jetzt nicht mehr.
Am Anfang hat mich das total verwirrt. Wenn jemand interessiert ist und sogar sein Herz öffnet, warum dann dieser Rückzug? Heute denke ich: Vielleicht sind das keine Täuschungen, sondern kleine Proben fürs echte Leben. Jede Enttäuschung zeigt ein Stück mehr, wer wirklich bleiben will und wer nur kurz die Bühne betritt.
Natürlich tut es weh, wenn man sein Herz öffnet und plötzlich allein im Rampenlicht steht. Aber genau da liegt die Chance. In diesen Momenten spüre ich mich selbst am stärksten. Wer weiß, vielleicht ist jede Enttäuschung wie eine Generalprobe. Irgendwann bleibt jemand sitzen, auch wenn das Licht längst ausgeht.
Bis dahin nehme ich es mit Humor. Dating hat mir beigebracht, dass es nicht meine Aufgabe ist, perfekt zu sein oder cleverste Strategien zu entwickeln. Es reicht, echt zu sein. Und wenn es diesmal wieder nicht passt, habe ich wenigstens eine neue Geschichte vielleicht sogar eine für meine Bilder.
Und am Ende? Alles, was wir erleben die Nähe, die Rückzüge, die kleinen Wunden ist wie Erde, auf der wir stehen. Manchmal hart, manchmal karg, aber genau auf diesem Boden kann alles wachsen. Schmerz und Freude vermischen sich, und daraus entstehen Tiefe, Kunst, Begegnungen die wirklich bleiben. Vielleicht ist das der wahre Reichtum von Dating: dass jede Erfahrung ein Stück fruchtbare Erde hinterlässt, auf der alles gedeihen kann.